Auseinandersetzung mit Bibeltexten
Gleichnis vom Fischernetz contra Gleichnis vom verlorenen Schaf
Warum sind Sie so sicher, dass es keine Ewige Verdamminis gibt?
Widersprüchliches in den Evangelien Gleichnis vom Fischernetz contra Gleichnis vom verlorenen Schaf |
Es gibt Stellen in den Evangelien, die sich direkt widersprechen. Zwei davon habe ich kürzlich in Gottesdiensten gehört. Eines ist das Gleichnis vom Fischernetz aus Matthäus 13,47-50, das am 28. Juli 2022 in allen katholischen Kirchen gelesen wurde. Hier wird das Himmelreich mit einem Fischer verglichen, der seinen Fang in gute und schlechte Fische sortierte. Die Guten legte er in die Körbe und die Schlechten warf er weg. Der folgenschwere Vergleich lautet: „So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt“. Aus solchen Sätzen hat die Kirche, besonders unter dem Einfluss von Augustinus, die folgenschwere Lehre von der ewigen Verdammnis entwickelt. Widersprüchlicher können Weltbilder kaum sein, wenn wir das Gleichnis vom verlorenen Schaf im selben Matthäusevangelium an der Stelle 18,12-24 lesen: „Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte? Und wenn es geschieht, dass er’s findet, wahrlich, ich sage euch: Er freut sich darüber mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben. So ist’s auch nicht der Wille bei eurem Vater im Himmel, dass auch nur eines von diesen Kleinen verloren werde.“ Für einen kritischen Umgang mit solchen Widerprüchen erweist sich aus heutiger Sicht sehr nachteilig, dass vier der insgesamt 24 bekannten Evangelienberichte* zum WORT GOTTES erhoben worden sind. Zum einen werden die zwanzig nicht erwählten Texte nicht ausreichend oder gar nicht in die Botschaft Christi einbezogen und zum anderen werden innerhalb der 4 kanonischen Evangelien solche Widersprüche nicht ausreichend oder gar nicht hinterfragt. Zudem sind die Evangelientexte erst viele Jahrzehnte nach dem Tod Jesu in der Fremdsprache Griechisch und nicht in Aramäisch, der Muttersprache Jesu, aufgeschrieben worden. Wären wir ausschließlich auf die Texte allein angewiesen, hätten wir kaum die Möglichkeiten die echte Botschaft Christi herauszufiltern. Eine Lösung wird im Johannesevangelium 16:12-13 beschrieben, denn Jesus wird dort zitiert mit den Worten: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.“ Wenn wir uns diesen Satz zu Herzen nehmen, dann können und müssen wir daraus schließen, dass die Offenbarung nicht damals endete sondern bis heute und auch in Zukunft noch andauern wird. Das bedeutet auch, dass jede Offenbarung nie absolut sein kann, sondern immer dem jeweiligen Auffassungsvermögen angepasst ist. Das Augenmerk müssen wir auf die Mystiker legen, diejenigen die eine innere Erfahrung machen und deren Erkenntnisse uns über unsere bisherige Begrenzung hinweg führen können. Weniger dürfen wir von den Schriftgelehrten erwarten, die zwar das bisher Erreichte ordnen, uns aber keine neuen Impulse geben können. Auf eine besondere Art innerer Erfahrungen wurde man in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufmerksam. Sie sind bekannt geworden unter dem Namen Nahtoderfahrungen. Auch wenn man heute weiß, dass solche Erfahrungen in allen Lebenslagen und in ganz verschiedenen Formen auftreten können, hat sich der Name seither so etabliert, dass der bessere Ausdruck Transzendenzerfahrung wenig gebräuchlich ist. Wer sich in die ganze Breite und Tiefe dieser Transszendenzerfahrungen einlässt wird ein Weltbild entwickeln können, wie es auf dieser Website bei https://wp.origenes.de/das-neue-weltbild/ oder bei https://wp.ein-sicht.de/das-neue-weltbild/ beschrieben wird. Wenn wir mit diesem Weltbild zu den zwei sich widersprechenden Stellen im Matthäusevangelium zurückkehren, dann ist nur das Gleichnis vom verlorenen Schaf die treffende Beschreibung vom Himmelreich und Gottes Wirken, während das Gleichnis vom Fischernetz zwar eine zutreffende jenseitige Realität kennt, aber eine schwerwiegend verdrehte Interpretation dazu liefert. Wie könnte das Gleichnis dann besser lauten? „Am Endes eines irdischen Lebens führen die Engel dir Gerechten in das Himmelreich. Die Bösen aber sinken nochmal zurück in das Reich das sie selbst geschaffen haben aber aus dem sie eigentlich entrinnen möchten. Dies wird sich so lange wiederholen bis alle gerettet sein werden. Das ist dann das Ende der Welt.“ Der Schreiber des Matthäusevangeliums hat damals, etwa 50 bis 60 Jahre nach dem Tod Christi das aufgeschrieben was im judenchristlichen Mileu über Christus erzählt wurde und so konnten archaische, aber inzwischen völlig überholte Gottesbilder noch Eingang finden. Es ist an der Zeit die Offenbarung Gottes als einen langen und auch heute anhaltenden Prozess zu verstehen und nicht als ein einmaliges Ereignis das vor 2000 Jahren stattgefunden hat. Die Konsequenz aus dem oben gesagten ist, dass die Offenbarung Gottes in den 2000 Jahren weiter fortgeschritten ist als das was in den Bibeltexten festgehalten werden konntet. Das heißt wer sich die Offenbarung Gottes auf die Bibel bzw. die Evangelien beschränkt vorstellt, der verschließt sich der fortschreitenden Offenbarung Gottes. *Schröter, Jens: Die apokryphen Evangelien, C.H. Beck, 2020 |
Frage [Anruf von Dominik im August 2022] an Claus Speer: Warum sind Sie sich so sicher, dass es keine Ewige Verdammnis gibt? In der Offenbarung des Johannes 20 wird doch vom Weltgericht und dem Ende vieler im Feuersee gesprochen. |
Ein Mystiker, mit großer Erfahrung mit der Welt jeneits der Materie, hat sie so zusammengefasst: „In dem Moment, in dem wir unseren physische Körper zurücklassen, wird unser Unbewusstes zu unserer äußeren, bewussten Realität“.* In der Offenbarung des Johannes 20 wird vom Feuersee gesprochen in dem diejenigen geworfen werden, die nicht im Buch des Lebens verzeichnet sind. Ganz ähnlich lautet auch das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen bei Mathäus 13, 41-43: „Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.“ Was brennt in einer Seele wie Feuer und über was kann ein Mensch jenseits des Todes heulen und mit den Zähnen knirschen? Menschen mit Nahtoderfahrungen, die im Lebensfilm eine Revisionschau ihres Lebens durchlaufen, erleben es ähnlich. Sie sind bis ins Mark erschrocken über das Leid das sie verursacht haben und ihre Reue und die Aussichtslosikeit es nicht wieder gut machen zu können, brennt ihnen wie Feuer auf der Seele. Alle ähnlich lautenden Gleichnisse der Evangelien brechen an dieser Stelle ab ohne dass wir die Fortsetzunng kennen. Die Kirchentradition hat aber aus diesem Fehlen geschlossen, dass dieser Zustand ewig dauert und daraus eine Ewige Verdammnis geschlocssen.**. Die abgebroche Geschichte muss und darf aber anders fortgesetzt werden. Ich zitiere jetzt aus der Nahtoderfahrung von McCormack,*** denn sein Erlebnis erklärt eigentlich alles. Das allerschrecklichste kälteste Grausen kam urplötzlich über ihn. Er fühlte sich beobachtet. Etwas furchteinflößend Böses schien… ihn zu erfüllen. Er fühlte, wie sich dieses Böse an ihn herandrängte. Die Dunkelheit schien ihn anzugreifen…. „Wo bin ich hier?“ Gleich kam die Antwort „Du bist in der Hölle und halt jetzt das Maul!“ Er stellte fest, dass noch andere in der gleichen misslichen Lage in der Nähe waren. Es gibt dort keinen Bezug zu dem, was wir „Zeit“ nennen. Die anderen, mit denen er nach und nach in eine Art Gespräch kam, konnten nichts über Zeitspannen aussagen. Sie wussten nicht, ob sie seit zehn Minuten, zehn Jahren oder 10.000 Jahren da waren. Es war der schaurigste und angsteinflößendste Ort, an dem er je gewesen war. Wie kommt man hier wieder heraus? Kommt man hier überhaupt wieder heraus? Er schrie zu Gott: „Warum bin ich hier? ……Als Antwort erstrahlte ein gleißendes Licht über ihm, umhüllte ihn und zog ihn aus der Dunkelheit heraus. Langsam verlor er das Schweregefühl und schwebte auf dieses brillante Licht zu…. Dann stand er vor der Quelle allen Lichtes und aller Kraft. Es sah aus wie ein weißes Feuer oder wie ein Berg aus geschliffenem Diamant, funkelnd in unbeschreiblicher Brillanz. Was er sah, bezeichnet er heute als die Herrlichkeit Gottes. Was festzuhalten ist, dass diese Bewohner der Hölle selbst glauben, dass sie auf ewig dort festsitzen. Das mag vor der Erlösungstat Christi möglicherweise auch der Fall gewesen sein. Aber heute ist die Situation anders. Wer Gott um Hilfe ruft, und sei es noch zu unbeholfen, wird aus diesem Zustand herausgeholt. In einer Lebenrückschau wird gezeigt welche Taten und Eigenschaften dazu geführt haben in jene aussichtslos erscheinende Lage zu kommen. Jeder Mensch weiß wie schwer es ist eine ungute Eigenschaft los zu werden. Wer es ehrlich mit einer Umkehr meint, erhält die Möglichkeit zu einem weiteren Leben auf der Erde in dem dann ein genau auf ihn abgestimmtes Lernprogramm enthalten ist. Es ist also keine Strafe nochmals geboren zu werden, sondern eine Gnade um letzendlich in der Herrlichkeit Gottes dauerhaft bleiben zu können. Bei Nahtoderfahrenen setzt sich ein schon begonnenes menschliche Leben in einem neuen Licht einfach fort. Wer physisch gestorben ist, bekommt die Chance in einem neuen Leben. Wenn wir uns jetzt noch die Stelle im Mt 7,13-14 vergegenwärtigen wo beschrieben ist, dass es wenige sind, die den schmalen und direkten Weg ins göttliche Licht finden, dann wird damit gesagt, dass der Weg über mehrere Inkarnationen der Regelfal ist und nicht eine Ausnahme. Wenn alle diesen direkten Weg oder längeren zu Ende gegangen sein werden sind alle auferstanden. Bis dahin werden viele von uns diesen Weg über die finstern und düsteren Sphären gegangen sein. Den Bewohnern der Höllensphären gilt in erster Linie die Erlösungstat Christi. Wer als Mensch auf der Erde geboren worden ist, hat den ersten Teil seiner Erlösung schon beschritten. Er muss ihn nur zu Ende gehen wollen. All das was ich hier beschrieben habe, wurde in ähnlicher Form schon von Origenes und seinen Anhängern über 3 Jahrhunderte gelehrt. Es war die Fortsetzung der abgebrochenen Erzählungen der Evangelien. In den Evangelien, die das Leben vor dem Tod Christi, beschreiben, konnte die Fortsetzung noch gar nicht stehen, denn erst durch letzten Stunden von Christus erschufeen die Erlösungstat.**** *Jürgen Ziewe. Blick in die Unendlichkeit, Starkmuth-Verlag 2022 ** Es war in erster Linie Augustinus, der die Vorstellung der Ewigen Verdammnis im 4/5. Jahrhundert in die KIrchentradion einbrachte. *** Die Nahtoderfahrung von McCormack **** https://wp.ein-sicht.de/uber-christus/ |