Videos zu Origenes
Video1
Auf den Spuren von Origenes, Interview mit Claus Speer
Werner Huemer, YouTube Kanal „ThanatosTV“
Video2
Thesen zur Hölle. Gibt es eine Hölle – und wenn ja – warum?
Franz Dschulnigg, YouTube Kanal „Empirische Jenseitsforschung“
Video3
Origenes‘ Bibliotheks- und Lehrinstitut in Caesarea
Dr. Balbina Bäbler, Archäologin
Vortrag vom 30.11.2016 Universitätsbibliothek Göttingen
Video4
Origenes – Portraits des Glaubens
Prof. Dr. Gregor Emmenegger stellt einen seiner liebsten Theologen und Kirchenvater vor.
Video1
Auf den Spuren von Origenes, Interview mit Claus Speer
Werner Huemer, YouTube Kanal „ThanatosTV“
Ergänzende Informationen zum Interview
Der Reinkarnationsglaube zur Zeit Christi
Die Bedeutung frühchristlicher Kirchenlehrer
Vita von Origenes
Berichte über eine Selbstkastration von Origenes
Lehre und Weltbild des Origenes
Warum geriet Origenes nach seinem Tod in die Kritik?
Was lehrte Origenes über die Präexistenz oder Reinkarnation der menschlichen Seele?
Was geschah beim Konzil von Konstantinopel?
Welche Impulse kann uns die Lehre des Origenes heute noch geben?
Wie kamen Sie dazu sich für den Kirchenschriftsteller Origenes zu interessierten?
Der Reinkarnationsglaube zur Zeit Christi
Die Vorstellung mehrerer Erdenleben ist im griechischen Altertum bei einigen philosophischen Schulen schon gelehrt worden. Pythagoras und im besonderen Platon sind da zu nennen. Im antiken Judentum war die Reinkarnationsvorstellung zur Lebenszeit von Jesus noch kein Thema, sie kam frühestens mit der Kabbala des Mittelalters zu einem breiteren Bekanntheitsgrad im Judentum. Im frühen Christentum spielte die Reinkarnationsvorstellung zunächst keine Rolle. Erst mit dem massenhaften Übertritt von Heiden zum Christentum wurden auch in diese Kreise derartige Gedanken hineingetragen. Wir müssen davon ausgehen, dass in der Umgebung von Jesus, dem einfachen jüdischen Volk, Reinkarnation nicht bekannt war*. Es kursierten damals andere Vorstellungen, die damit verwechselt werden können, wie die der „Entrückung“, die Vorstellung dass jemand mit seinem Körper (also ohne zu sterben) in eine andere Wirklichkeit verbracht wird und von dort ggf. auch wieder zurückkehren kann. Auch der Auferstehungsglaube im Sinne einer völligen Neuschöpfung ist von der jüdischen Tradition sogar in die christlichen Tradition übergegangen.
Stellen in der Bibel, die man als Reinkarnation deuten könnte, sind entweder so entstanden oder durch den beginnenden griechischen Einfluss. Die Evangelien sind ja über mehrere Generationen zunächst nur mündlich weitergegeben worden und erst rund hundert Jahre nach Christus aufgeschrieben worden. Für die in manchen Kreisen kursierende Behauptung, die Reinkarnationsvorstellung sei zur Zeit Christi im jüdischen Volk allgemein verbreitet gewesen, gibt es keine historische Belege. Gänzlich unhaltbarer sind Behauptungen, die Reinkarnationsvorstellung sei in den Evangelien enthalten gewesen und die spätere Kirche hätten diese Stellen wieder herausgestrichen. Richtig jedoch ist, dass zur Zeit des Origenes 24 Evangelien in den verschiedenen geistigen Strömungen kursierten. Der fast zeitgleich mit Origenes lebende Hippolyt aus Rom zählte 32 solcher Strömungen auf, die sich alle auf Christus beriefen, aber aus Sicht der werdenden katholischen Kirche “Irrlehren” waren und die später mit dem unscharfen Sammelbegriff Gnosis belegt wurden.
In einigen dieser sogenannten apogryphen Evangelien lässt sich die Reinkarnationsvorstellung eher herauslesen. Die bekanntesten apokryphen Evangelien sind das Thomasevangelium, das Judasevangelium, das Evangelium der Wahrheit und das Evangelium nach Maria Magdalena. Ob Jesus Christus seinen, aus dem einfachen jüdischen Volk stammenden Jüngern diese, für sie fremde Vorstellung zugemutet hatte, bleibt im geschichtlichen Dunkel. Seine Worte aus dem Johannesevangelium (Joh 16,12) „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen“ lassen eher darauf schließen dass es unterblieben ist.
Bei den Essenern, einer Abspaltung vom Judentum im 2. vorchristlichen Jahrhundert, ist vermutlich die Vorstellung der Reinkarnation lebendig gewesen. Keiner der Jünger Christi stammte aber aus dieser Sekte.
Literaturquellen:
Zander, Helmut: Geschichte der Seelenwanderung in Europa
Lindner, Paul: Die Idee der Wiedergeburt und der Erlösung im Hinblick auf das Thomasevangelium, GRIN 2004
James M Pryse: Reinkarnation im Neuen Testament
Internetquellen:
Wikipedia Suchwort Reinkarnation
Wikipedia Suchwort Evangelien
Wikipedia: Suchwort Kabbala
Die Bedeutung frühchristlicher Kirchenlehrer
Es ist sehr bezeichnend für die Entstehung des kirchenchristlichen Weltbildes, dass die offizielle Liste der Kirchenlehrer keine Namen vor dem 3. Jahrhundert enthält, während 1/3 aller Kirchenlehrer alleine aus den 2 folgenden Jahrhunderten stammen, also aus der Zeit als sich die Kirche als Staatsreligion etablierte. Die Zäsur ist das erste Konzil von Nicäa 325. Vor diesem weichenstellenden Konzil gab es eine Vielzahl von Strömungen die sich alle auf Christus beriefen. Der etwa zeitgleich wie Origenes in Rom lebende Hippolyt zählte 32 konkurrierende Strömungen. Spätere Historiker fassten diese unter dem unscharfen Sammelbegriff Gnosis zusammen. Origenes selbst hatte sich immer als Mann der Kirche gesehen und es ist bezeichnend für seine Bedeutung in jener Zeit dass sich beim Konzil von Nicäa (Arianischer Streit) sowohl Anhänger als auch Gegner des Arius auf Origenes als Autorität beriefen.
Origenes war offenbar ein hinreißender Redner und von unfassbarer Produktivität und Bildung. Nicht nur dass er alle im Umlauf befindlichen Schriften des Alten Testamentes zusammenstellte (Hexapla) und Satz für Satz verglich. Er verfasste zu fast jedem Abschnitt des Alten und neuen Testamentes Kommentare und Predigten, die von vielen Theologengenerationen bis heute als Quelle der Inspiration benutzt werden. Weil viele Theologen im Lauf der Geschichte voneinander abgeschrieben haben, war es bemerkenswerterweise Papst Benedikt XVI der mehrfach auf die Bedeutung von Origenes als ursprüngliche Quelle hingewiesen hat. Urs von Baltasar, ein neuzeitlicher Schweizer Kardinal, schreibt über Origenes: „Origenes und seine Bedeutung für die Geschichte des christlichen Denkens zu überschätzen, ist kaum möglich“.
Internetquellen:
Wikipedia: Suchwort “Kirchenlehrer”
Wikipedia: Suchwort “Urchristentum”
Wikipedia: Suchwort “Hippolyt von Rom”
Wikipedia: Suchwort ”Gnosis”
Literaturquellen:
Origenes: Geist und Feuer, Ein Aufbau aus seinen Schriften von Urs von Balthasar.
Vita von Origenes
-185 Geburt 185/186 in Alexandrien in einer griechischstämmigen wohlhabenden christlichen Familie.
-202 Christenverfolgung unter Kaiser Septimus Severus. Origenes tritt öffentlich für das Christentum ein, wo oft Verhaftungen drohten. Die Legende sagt, dass seine Mutter ihm einmal die Kleider versteckt hatte, so dass er nicht auf die Strasse konnte. Der Vater von Origenes, Leonides, wird verhaftet. Origenes besucht ihn im Gefängnis um ihn in seiner Standhaftigkeit zu bestärken. Leonides wird hingerichtet und das gesamte Vermögen der Familie eingezogen.
-Ab 202 Origenes verkauft die Bücher der Familie für eine kleine monatliche Rente. Er gibt privaten Grammatikuntericht um die Familie unterhalten zu können. Mehr und mehr wendet sich Origenes neben der Christenlehre der Philosophie und den Naturwissenschaft zu, wozu er Gebildete aus allen Geistesrichtungen einlud.Der reiche Gönner Ambrosius stellt Origenes Geldmittel und Schnellschreiber zur Verfügung.Origenes pflegte einen äußerst asketischen Lebensstil. Seine angebliche Selbstentmannung sehen die modernen Forscher als spätere Legende an (siehe gesondertes Kapitel).
212-Reise nach Rom
ca 214 Origenes Gelehrsamkeit wird immer bekannter. Der römische Statthalter der Provinz Arabien mit Sitz in Petra wünscht persönlichen Unterricht von Origenes.
-215/16 lokale Christenverfolgung in Alexandrien durch Kaiser Caracalla. Origenes flieht nach Caesarea im heutigen Israel. Dort wird er begeistert aufgenommen und gebeten in den Gottesdiensten zu predigen.
Ab 2017– Der Bischof von Alexandrien Demetrius ruft Origenes zurück und überträgt ihm die Leitung einer neu gegründeten Katechetenschule. Er rügt ihn aber weil er in Caesarea in Gottesdiensten gepredigt hatte, was nach Ansicht des Demetrius nur einem geweihten Priester zusteht. Origenes Bekanntheitsgrad als großer Gelehrter zieht weitere Kreise. Die Kaisermutter Mammaea bittet Origenes nach Antiochia (heute Antakya, Türkei) mit dem Wunsch um persönlichen Unterricht. In Alexandrien entsteht Origenes Hauptwerk peri archon (lat. de principii) in dem er eine vollständige Kosmologie entwarf.
ab 231 Während einer weiteren Reise nach Caesarea wird Origenes von dem dortigen Ortsbischof Theoktist und dem Bischof von Jerusalem Alexander zum Presbyter geweiht, was seinem Ortsbischof von Alexandrien Demetrius zugestanden hätte. Wohl aus Neid ließ Demetrius in zwei Ortssynoden Origenes aller Ämter entheben, exkommunizieren und ausweisen. Origenes siedelt daraufhin nach Caesarea über. Sein reicher Gönner Ambrosius war bereits vor ihm nach Caesarea übersiedelt. In Caesara wird Origenes tatkräftig unterstützt. Es entsteht eine Schule mit einer großen Bibliothek. Origenes Lehrziel ist die ganzheitliche Wissensvermittlung: Er unterrichtet nach einem Konzept, in dem Dialektik, das Studium der Physik, Geometrie, Astronomie, der Ethik, der Aussagen aller bekannten Philosophen und Dichter zum Göttlichen und die Auslegung der biblischen Texte sowie Meditation aufeinander aufbauen. In Caesarea entstehen die meisten Schriften. Das erhaltene Bibliotheksverzeichnis enthält über 2000 Schriften von Origenes. Insgesamt soll Origenes über 6000 Arbeiten verfasst haben. Aus heutiger Sicht ist Origenes der Leiter einer privaten Hochschule. Einen Einblick in das Leben an der Schule gibt uns die Dankesrede des Gregorius Thaumaturgus.
249- Unter Kaiser Maximus Trax verfinsterte sich die Situation der Christen. Origenes ahnt die neue heraufziehende Christenverfolgung und verfasst sein Werk „Ermunterung zum Martyrium“. Unter Kaiser Decius wird die Schule geschlosssen, Origenes gefangen genommen und hart gefoltert, doch vollstreckte man an ihm den angedrohten Feuertod nicht.
251-Tod des Kaisers Decius, Ende der Christenverfolgung, Freilassung von Origenes.
254- Tod in Thyros, nach anderen Quellen in Caesarea, ohne dass Origenes nochmals etwas geschrieben hat.
Literaturquellen
Robert Sträuli: Origenes
Joachim Stiller: Origenes, Leben und Werk
Alfons Fürst: Origenes
Görgemanns/Karpp: Origenes Vier Bücher von den Prinzipien ( Textrekonstruktion von peri archon)
Gregorius Thaumaturgos, nach dem Urtexte übersetzt von Dr. Joseph Margraf. – Kempten, 1875 (Bibliothek der Kirchenväter; 159)
Georg Roewekamp: Streit um Origenes
Internetquellen:
origenes,de – Lebenwikipedia.de – Suchwort Origenesunifr.ch/bkv/ Bibliothek der Kirchenväter- Suchwort Origenes
Berichte über eine Selbstkastration von Origenes
Die heutigen Forscher sind mehrheitlich der Meinung, dass Origenes Selbstkastration eine Legende ist. Zum einen gibt es aus der Lebenszeit von Origenes keine Quellen dazu. Erst zwei Generationen später wird durch Eusebius (260/46 bis 339/40) davon berichtet, der es aber selbst in Frage stellte. Später griff es der polemisch argumentierende Origenes-Kritiker Epiphanius (310-403) wieder auf. Origenes hat zwar über die Kastration anhand der Bibelstelle Mt 19,12 geschrieben, jedoch ohne einen Bezug zu sich selbst zu nehmen. Sicher ist zwar, dass Origenes sehr asketisch gelebt hat und so vermutlich die Vorstellung einer Selbstkastration dadurch befeuert hat.
Literaturquellen
Christoph Markschies: Origenes und sein Erbe
Eusebius von Caesarea (260-339)
Epiphanius von Salamis (310-403)
Origenes: Matthäuserklärung Band 1
Biblischer Bezug: Mt 19,12: Denn manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht – um des Himmelreiches willen. Wer es erfassen kann, der erfasse es.
Lehre und Weltbild des Origenes
Origenes war zutiefst überzeugt, dass das Alte und das Neue Testament im Wortlaut göttlichen Ursprungs sind. Entsprechend der Auffassungsgabe der Menschen teilte er die heilige Schriften in drei Erkenntnisebenen ein. So wie der Mensch aus Körper, Seele und Geist besteht haben die Schriften einen buchstäblichen, einen seelischen und einen geistigen Sinn. Die im Bibeltext eingestreuten scheinbar widersinnigen Elemente hätten die Funktion, die Suche nach dem geistigen Sinn anzustoßen. Er war aber auch gleichzeitig überzeugt, dass der tiefste Sinn nur demjenigen zugänglich ist, der gleichzeitig vom göttlichen Geist inspiriert ist.
Aus seinem großen Werk greife ich den Teil heraus, den ich als das wesentliche Rahmengerüst sehe. Es ist kurioserweise jener Teil, der von der kirchennahen Origenes-Forschung als unwesentlich angesehen wird und in manchen Fachbüchern gar nicht oder nur am Rand gestreift wird.
Wir Menschen sind in unserem Kern Geistwesen, deren Urheimat die Lichtwelt bei Gott ist. Nur der kleinste Teil aller Geschöpfe ist zeitweise als Mensch inkarniert (Präexistenz). Sämtliche Geschöpfe, seien sie gerade inkarniert oder nicht, besitzen einen freien Willen nach dem sie ihre Lebensbahn gestalten können. Hieraus entsteht die bunte Mannigfaltigkeit der Welten mit Gegensätzen und Entwicklungsstufen. Den Lauf ihrer Entwicklung bestimmen alle Geistwesen allein durch ihre Ausrichtung und wohin sie ihr persönlicher freier Entschluss lenkt.
Diese Willensfreiheit wurde von einer unüberschaubaren Anzahl Wesen in einem für uns unvorstellbaren Zeitraum dazu missbraucht, sich von der göttlichen Ordnung abzuwenden um eine neue Ordnung zu schaffen. Die Ergebnisse und Auswirkungen eigener Schöpfung lässt Gott als Erfahrungsweg zu. Trägheit und der Überdruss an der Mühe, das Gute zu bewahren, und Nachlässigkeit gegenüber dem Besseren gaben den Anlass zur Entfernung vom Guten (princ. II 9,2).
Mit der stufenweisen Abkehr von der göttlichen Ordnung umgeben sich die Wesen mit immer dichteren Körpern und erst auf der tiefsten Stufe entstand die Erde und als Krönung die Menschen in die diese “gefallenen Seelen” zur Erfahrung und Besserung inkarniert werden. Am Ende nach Durchlaufen des “Besserungsweges” werden diese Wesen in die Gott nahen lichtvollen Welten freudig wieder aufgenommen. Für Origenes sind damit auch diejenigen gemeint, die die Abkehr von der göttlichen Ordnung begonnen hatten und man gemeinhin als Dämonen oder Teufel bezeichnet (Apokatastasis).
Literaturquellen
Robert Sträuli: Origenes der Diamantene, ABZ 1987
Alfons Fürst: Origenes – Grieche und Christ in römischer Zeit, Hiersemann 2017
Görgemanns/Karpp: Origenes Vier Bücher von den Prinzipien (princ)
Joachim Stiller: Origenes, Leben und Werk
Waltraud Große: Der Reinkarnationsgedanke und seine Ablehnung durch das 5. ökumenische Konzil
August Zoellig: Die Inspirationslehre des Origenes
Internetquellen
origenes.de Abschnitt “Lehre”
wikipedia.de Suchwort “Origenes”
unifr.ch/bkv/ Bibliothek der Kirchenväter: Suchwort “Origenes”
Warum geriet Origenes nach seinem Tod in die Kritik?
Dies kann man am leichtesten an der Verteidigungsrede des Pamphilos, dem Nachfolger von Origenes in Caesarea ablesen, die er schon wenige Jahrzehnte nach dem Tod von Origenes eine Apologie (Rechtfertigung) für Origenes als notwendig erachtete.
Es war eine bewegte Zeit der Findungsphase für das, was die werdende Kirche glauben und verkünden soll. Wir sind noch lange vor der Zeit der Konzilien, also noch in einer Zeit der mehr oder wenigen freien Diskussion um den wahren Glauben, ohne dass eine Person oder eine Gruppe die Autorität hatte festzulegen, was nun die „wahre“ Wahrheit sei. Dieser Prozess ging nicht nur einher mit echter spiritueller Suche sondern auch einher mit Egoismen, Machtpolitik, Verdächtigungen und Verleumdungen und gegenseitiger Beschuldigungen der Häresie, also dem Urteil, der andere verkünde einen Irrglauben, während man im Umkehrschluss von sich selbst annahm die “richtige” Wahrheit zu kennen. Der fast zeitgleich mit Origenes lebende Hippolyt von Rom zählte 32 konkurrierende Strömungen auf, die sich alle auf Christus beriefen. Weil immer mehr Nichtjuden zum Christentum übertraten, die keinen Bezug zum jüdischen Kult hatten, entstand im 2. Jahrhundert die Einführung der Weihestufen Diakon, Presbyter und Bischof, was gleichzeitig eine Abgrenzung zu den konkurrierenden Strömungen darstellte.
Im Interview bei thanatos.tv wurde nur die Präexistenzlehre genannt, warum Origenes nach seinem Tod bei den nachfolgenden Generationen in die Kritik geraten sei. Dies, zusammen mit dem Vorwurf der Seelenwanderung war nach der Apologie des Pamphilos tatsächlich auch ein Punkt, allerdings der letzte aus einer Reihe von 9 Punkten, während die ersten 5, und damit die wichtigsten, sich allein um die Frage drehten wer Christus sei, gefolgt von seiner Art die Schrift auszulegen (Vorwurf 6) , der Allversöhnungslehre (Vorwurf 7) und seinem Verständnis von Seele (Vorwurf 8) .
Literaturquelle:
Streit um Origenes, Dissertation von Georg Röwekamp, Paderborn 2004
Was lehrte Origenes über die Präexistenz oder Reinkarnation der menschlichen Seele?
Eindeutig ist, dass Origenes die Präexistenz gelehrt hat. Dieser Begriff ist umfassender als Reinkarnation. Aus dem Kontext aller Argumente halte ich es für plausibel, dass Origenes und auch seine späteren Anhänger (Origenisten) die Präexistenz, also eine Existenz im nichtmateriellen Dasein und eine zeitweilige Existenz in einem menschlichen Körper (Reinkarnation) damit gemeint haben.
Leider ist das frühe Hauptwerk von Origenes „peri archon“, nicht mehr im Original erhalten. Nur eine lateinische Übersetzung des Rufinus rund 200 Jahre später blieb uns erhalten. Es war aber schon die Zeit der Anfeindungen gegen die origenistische Lehre und Rufinus schreibt selbst, dass er die „anstößigen“ Stellen weggelassen oder verändert habe. In der noch erhaltenen Übersetzung des Rufinus lässt sich keine Stelle finden, in der die Reinkarnation eindeutig nachzulesen wäre.
Persönlich glaube ich allerdings, dass Origenes in seinem Frühwerk peri archon die Reinkarnation vertreten hat. Ich beziehe mich dabei auf die Textrekonstruktion von Görgemanns/Karpp in er es heißt:
„Alle.. körperlosen Geschöpfe gleiten, wenn sie in Nachlässigkeit verfallen, allmählich auf niedere Stufen herab und nehmen Körper an, je nach Art der Orte zu denen sie herabsinken…und wenn sie in die Nähe der Erde kommen, umgeben sie sich mit noch dichteren Körpern, um schließlich an menschliches Fleisch gefesselt zu werden…..Dabei wechselt er seinen Körper ebenso oft, wie er seinen Wohnsitz beim Abstieg vom Himmel zur Erde wechselt.“
Noch ein zweites Zitat ist eindeutig. Es stammt von Kaiser Justinian aus dem Jahre 543, also 300 Jahre nach Origenes, als er 543 eine Synode einberief um Origenes als Irrlehrer verurteilen zu lassen:
„Von den geistigen Wesen ist ein Teil, wie er [Origenes] meint, in Sünde gefallen und zur Strafe in Leiber gebannt; Nach dem Maße ihrer Sünden werden sie sogar zum zweiten und dritten Male und noch öfter in einem Leibe eingekerkert, um nach vollendeter Reinigung in ihren früheren sünde -und leiblosen Zustand zurückzukehren.“
Diese Sätze legen die Reinkarnationsvorstellung nahe, aber es muss der historischen Wahrheit willen gesagt werden dass es in den Spätwerken und besonders im letzten Werk von Origenes, dem Matthäuskommentar, Stellen gibt, die gegen eine Reinkarnation zu sprechen scheinen. Ganz aufzulösen ist dieser Widerspruch nicht. Ob hier eine Verzerrung durch die Übersetzungen, ein “Einknicken” vor der sich formenden Lehre der Kirche, ein echter Gesinnungswandel oder eine Ablehnung einer Seelenwanderung im Sinne eines endlosen und unmittelbaren Wechsels von einem Körper in einen anderen, der Grund für diesen (scheinbaren) Widerspruch ist, ist nicht abschließend zu klären. Manche Autoren glauben, dass sich seine ablehnende Haltung nur auf die Vorstellung einer Reinkarnation in einem Tierkörper bezieht. Historisch gesehen muss es also offen bleiben ob Origenes neben der Präexistenz auch die Reinkarnation in seinem frühes Hauptwerk verankert hatte. Als gesichert kann gelten dass die späteren Origenisten die Reinkarnation im heutigen Sinn gelehrt haben, was auch aus dem Zitat von Justinian eindeutig hervorgeht.
Literaturquellen:
Zander, Helmut: Geschichte der Seelenwanderung in Europa
Görgemanns/Karpp : Origenes Vier Bücher von den Prinzipien, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1976
Internetquellen:
https://www.origenes.de/lehre/Wiedergeburt.htm
https://www.origenes.de/primaerliteratur/auszuege-matthaeus.htm
https://www.origenes.de/primaerliteratur/auszuege-de-principiis.htm
https://www.origenes.de/primaerliteratur/auszuege-celsum.htm
Was geschah beim Konzil von Konstantinopel?
Im 2. Konzil von Konstantinopel 553 ging es in erster Linie um den Dreikapitelstreit , einer Auseinandersetzung über das Verhältnis zwischen der göttlichen und menschlichen Natur Jesu Christi. Origenes wird nur in einer Aufzählung von 7 “Irrlehrern” erwähnt. Warum aber das Konzil von Konstantinopel immer als Verurteilung der Reinkarnationslehre angesehen wird, ist nur aus der Vorgeschichte des Konzils verständlich. In jener Zeit war Justinian Kaiser des römischen Reiches. Er hatte sich nicht nur als weltlicher Herrscher sondern auch als oberster Kirchenführer verstanden . Er berief 543, also 10 Jahre vor dem Konzil, eine Synode ein, in der er explizit Origenes und u.a. auch seine Lehre von der Präexistenz und der Allversöhnung verurteilen lies. Im Jahre 553 noch vor dem eigentlichen Konzil, wurde auf Initiative von Kaiser Justinian und vermutlich auch der Kaiserin Theodora von den schon anwesenden Bischöfen die Verurteilung der einzelnen Anklagepunkte ausführlicher dargestellt und später den Konzilsakten beigefügt. Der damalige Papst Vigilius war von dem Diktat des Kaisers nicht angetan, und weigerte sich sogar am Konzil teilzunehmen und die Konzilsbeschlüsse, in erster Linie wegen der Verurteilungen im Dreikapitelstreit, zu unterzeichnen. Kaiser Justinian setzte ihn fest und nur nach dem Versprechen eines freien Geleits unterzeichnete der unglückliche Vigilus die Konzilsbeschlüsse, starb aber bei der Heimreise.
Bei diesem, für die Lehre des Origenes schickalhaften Konzil, hat sich die Kirche ein Dogma von einem römischen Kaiser diktieren lassen. Genau genommen ist es kein explizites Dogma, aber die Verurteilung des Origenes auf der Synode von 443 und im Vorfeld des Konziles wurde ab dato so behandelt als wäre es ein Dogma. Origenes ist bis heute noch nicht rehabilitiert. Es gibt aber in der katholischen Kirche einige Bemühungen dazu, sogar von Papst Benedikt XVI.
Literaturquellen:
1.)Franz Diekamp: Die origenistischen Streitigkeiten im 6. Jahrhundert und das fünfte allgemeine Konzil, Münster 1899
2.) Waltraud Große: Der Reinkarnationsgedanke und seine Ablehnung durch das 5. ökumenische Konzil- Arbeitsblätter , Herausgeber und Verlag Dr. Monika Schulze Brannenberg 1983
Welche Impulse kann uns die Lehre des Origenes heute noch geben.
Wir müssen eigentlich fragen: „Welche Impulse kann uns die Lehre des Origenes wieder neu geben.“ Aus meiner Sicht ist Origenes auch unserer Zeit noch weit voraus. Wir sind jedoch heute, gegenüber der Zeit vor 2000 Jahren, in einer sehr viel komfortableren Situation um seine Vision zu verstehen.Eine Fülle von Transzendenzerfahrungen erweitern heute das Spektrum, so dass manche älteren Glaubensinhalte entweder verifiziert oder falsifiziert werden können. Es kann also neue Klarheit geschaffen werden.
Eine der Quellen heutiger Transzendenzerfahrung ist die große Zahl dokumentierter Nahtoderfahrungen von denen zwar jede ein Unikat ist, die uns in ihrer Gesamtheit doch ein recht lebendiges und plastisches Bild vom Leben nach dem Tod vermittelt und uns den Sinn des Erdendaseins zeigt. Über Nahtoderfahrungen wäre sehr viel zu berichten, aber zwei Aspekte daraus sind besonders wichtig, um das Weltbild des Origenes verstehen zu können.
Die weitaus meisten Nahtoderfahrungen sind positiv. Viele erleben eine Lichterfahrung mit überwältigenden Gefühlen bedingungsloser Liebe und Freiheit, von Angenommensein, Wahrgenommensein, Schönheit, Harmonie, tiefen Friedens und unendlichen Glücks. Alle Worte versagen, um diesen Zustand zu beschreiben, ist die einhellige Meinung der Betroffenen. Als Gegenwart Gottes versuchen es manche zu beschreiben. Auch das Gefühl von Heimat wird sehr oft genannt und dies ist ein wichtiger Punkt für das erweiterte Weltbild des Origenes.
Eine MInderheit erfährt das krasse Gegenteil bei einer negativen Nahtoderfahrungen. Man braucht sich nur das Hässlichste und Bösartigste vorstellen, dann kommt man ein wenig dem nahe, was diese Menschen erleben. Zur Beruhigung muss dazu gesagt werden, dass die meisten dieser negativen Nahtoderfahrungen eine positive Wende nehmen. Aus dem Vorkommen sowohl negativer als auch positiver Nahtoderfahrungen müssen wir den Schluss ziehen dass es in jenseitigen Welten beide Pole gibt. Auch scheinen zwischen diesen Polen alle Zwischenstufen zu existieren.
Eine anders geartete Quelle von Transzendenzerfahrung zeigt uns die Reinkarnationsforschung. Jan Stevenson, als ihr Begründer, ging Erinnerungen von tausenden Kindern an frühere irdische Leben nach und konnte eine ganze Reihe davon eindrucksvoll verifizieren. Die Vielfalt, die er und seine Nachfolger dokumentiert haben, legt nahe, dass Reinkarnation eine Realität ist. Die Reinkarnationsforschung wird heute noch erweitert durch therapeutische Rückführungen. Es geht sogar soweit, dass normale erwachsene Menschen im Wachbewusstsein, ohne therapeutische Einflussnahme, ausgeprägte Erinnerungen an frühere Leben haben, während die Erinnerungen bei Kindern meist im Schulalter verschwinden. All diese Quellen gab es zu allen Zeiten aber man hatte sie nicht ernst genommen oder gar die Träger pathologisiert.
Wenden wir unseren Blick jetzt wieder Origenes zu. Ich darf zunächst daran erinnern, dass historisch nicht bewiesen werden kann, dass der frühe Origenes in seinem Hauptwerk peri archon die Reinkarnation gelehrt hat. Seine historisch gesicherte Präexistenzlehre bietet aber einen ausreichenden Rahmen dazu. Wenn wir hier der Frage nachgehen, welche Impulse Origenes uns heute wieder geben kann, dann ist die Reinkarnation als Erlösungsweg in diesem Weltbild enthalten. Reinkarnation als Erlösungsweg muss zu irgendeinem Zeitpunkt nach unserer Zeitrechnung einen Anfang gehabt haben. Eine erste Inkarnation verweist aber noch weiter zurück bis zu dem Punkt als wir die Urheimat in der Lichtwelt verlassen haben. Ich erinnere hier an die positiven Nahtoderfahrungen bei denen die Lichtwelt als Heimat erlebt wird und Betroffenen überglücklich sind wieder dort zu sein.
Was ist aber zwischen dem Verlassen der Lichtwelt und der ersten Inkarnation als Mensch geschehen?
Origenes Vision gibt uns eine Antwort dazu: Ein Teil, der für uns unvorstellbaren großen Zahl an Geschöpfen, hat eine eigene Schöpfungsidee verwirklicht, die sie in einem für uns unvorstellbaren langen Prozess immer mehr von der Urquelle abtrennte um ein eigenes alternatives Universum entstehen zu lassen. Erste Anfänge scheinen in der “Erfindung” des Egoismus gelegen zu haben.
Freiheit des Geistes ist eine unverlierbare Eigenschaft die uns Gott gegeben hat und so zwang er uns einst auch nicht seinem göttlichen Schöpfungsplan zu folgen. Eigene Schöpfungswege lässt Gott als Erfahrungen zu.
Ein Gesetz unserer Physik besagt, dass Energie immer vom höheren zum niederen Niveau fließt und zwar so lange bis sich die Energien ausgeglichen haben. Dieses Naturgesetz ist möglicherweise gänzlich universal und gilt auch für andere Universen. Die Folge ist, dass in einem abgeschlossen Energiesystem, ohne eigen Urquelle, am Schluss alle Energieniveaus ausgeglichen sind und damit kein Fließen von Energie mehr stattfindet, was dann gleichbedeutend ist mit Tod. So etwas muss in diesem alternativen Universum geschehen sein. Die meisten der Beteiligten haben diesen Fehler noch rechtzeitig bemerkt, andere nicht, weil ihr Experiment sie schon in ihrem Erkenntnisvermögen und ihrer Gefühlsfähigkeit geschädigt hatte. Es entstanden Schöpfungen die wir als disharmonisch, hässlich bis schrecklich empfinden und ihre Schöpfer als egoistisch, unmoralisch und grausam. Die Welten des Lichtes und die Gegenwelt hatten keinen Zugang mehr zueinander und waren voneinander isoliert.
Eine Rettung konnte nur noch von der höchsten Lichtebene, also von Gott selbst kommen. Sie bestand in der Schaffung eines zusätzlichen Universums, eines Verbindungsuniversums, zu dem dann beide vorher getrennten Welten Zugang hatten. Dieses Verbindungsuniversum ist unser bekanntes materielles Universum, entstanden im sogenannten Urknall, dessen Naturkonstanten so beschaffen sind, dass materielles Leben entstehen konnte. So sind es zwei Prinzipien, die die Evolution des irdischen Lebens antreiben, das eine hat, stark vereinfacht gesagt, den Egoismus als treibende Kraft und das andere die Liebe.
Die Krönung der irdischen Evolution ist, Geistseelen aus beiden Welten im Menschen inkarnieren zu können mit dem Ziel die Geister der Dunklen Welten, Unterwelten und Höllen durch die Berührung mit den Wesen aus dem Licht zur Rückkehr in die göttlicher Urheimat zu motivieren und zu führen.
Für die Geistwesen aus den Dunklen Welten ist das Annehmen der, je nach Fortschritt kürzeren oder längeren Inkarnationskette, freiwillig und kann auch abgebrochen werden, was aber automatisch eine Rückkehr in die dunklen Welten zur Folge hat.* Da sich in einem Menschen auch lichtvolle Geistwesen aus himmlischen Welten inkarnieren können, kommen sich Licht und Dunkel so nahe wie sonst nirgends. Durch diese Berührung wird in den Geistern des Dunkeln die Sehnsucht nach dem Lichten immer stärker und so leeren sich ganz langsam die Reihen der Hölle. Das wird sich noch lange fortsetzen, nötigenfalls auf anderen Planeten, bis auch der letzte Geist des Dunkeln wieder ins Licht aufgenommen sein wird.
Erlösung beginnt also schon mit dem Urknall und nicht erst mit der Inkarnation von Jesus Christus. Dieser konnte das Ziel des Heilsplans vollenden, das für alle Geistwesen in einem Angebot zur Rückkehr in die Urheimat besteht, egal wie tief es gefallen war. Seit der erfolgreichen Mission von Jesus Christus ist es auch für diejenigen möglich die bis dahin in der Hölle noch festgehalten werden konnten.
Manch alte, scheinbar veraltete Kirchenlieder haben dieses Wissen noch bewahrt. Im Evangelischen Gesangbuch steht “……Er hat zerstört der Höllen Pfort” (EG 100,3) und im katholischen Gotteslob: “Durch dich steht das Himmelstor allen …offen” (GL 257)
Dieses, von Origenes schon im Wesentlichen in seinem Hauptwerk peri archon beschriebene Weltbild hat einen so unfassbar großen Bedeutungshorizont, dass es nun fast 2000 Jahre in der Schublade der Geschichte gelegen hat. Nun ist die Zeit reif geworden es dort wieder herauszuholen.
- Wenn wir, wie mit einem Zoom, das Ende einer solchen Inkarnation betrachten, dann ist damit in der Tat eine Weichenstellung verbunden, die eine Entscheidung zum Himmel oder zur Hölle bedeutet. In einem Weltbild, das die Reinkarnation nicht kennt, scheint dies etwas Endgültiges zu sein. Dies steht aber in groteskem Widerspruch zur bedingunsgslosen Liebe Gottes. Dieser Widerspruch können die großen christlichen Kirchen nicht auflösen, wenn sie gleichzeitig die Präexistenz und Reinkarnation ablehnen.
Literaturquellen:
Jan Stevenson: Reinkarnation- Der Mensch im Wandel von Tod und Wiedergeburt, Aurum 1976
Jan Stevenson: Reinkarnationsbeweise – Geburtsnarben und Muttermale belegen die wiederholten Erdenleben des Menschen, Aquamarin 1997
Jim B. Tucker: Kinder erinnern sich- Dem faszinierenden Phänomen der Wiedergeburt auf der Spur.
Dieter Hassler: Indizienbeweise für ein Leben nach dem Tod und die Wiedergeburt, Band 1-3, 2011,2015,2020.
Stefan von Jankovich: Reinkarnation als Realität, Drei Eichen 1992
Dieter Hassler: Indizienbeweise für ein Leben nach dem Tod und die Reinkarnation, 3 Bände,Shaker 2011-2020
Internetquellen:
Claus Speer: www.origenes.de
Claus Speer: www.ein-sicht.de
wikipedia.de Stichwort Multiversum und Paralleluniversum
Wie kamen Sie dazu sich für den Kirchenschriftsteller Origenes zu interessierten?
– Das hat natürlich eine Vorgeschichte.
– Als junger Erwachsener war ich, wie viele, vollkommen davon überzeugt dass nur die Naturwissenschaften uns alle Fragen, auch die der Zukunft, beantworten könne.
– Als ich einmal Heisenberg las, zog es mir die Beine unter den Füßen weg, als er schrieb: “Die Physik schwebt über bodenlosem Grund”
– Meine Suche führte mich in den parapsychologischen Arbeitskreis von Dr. Jens Möller in Karlsruhe.
– Dort hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Es kam ein englisches Medium zu Besuch, von dem gesagt wurde es könne Verstorbene wahrnehmen. Ich stand solchen Behauptungen damals sehr skeptisch aber doch interessiert gegenüber. Dieses Medium war gleichzeitig ein ausgezeichneter Porträtmaler. Ein Ehepaar aus unserem Kreis stellt sich zur Verfügung. Das Medium schaute immer neben das Paar und begann zu zeichnen. Es war ein ganz markantes Gesicht das zum Urgroßvater des Ehemanns gehören sollte. Diesen Urgroßvater hatte der Ehemann im Leben nicht mehr kennengelernt und er besaß auch kein Photo von ihm. Die Familie stammte aus dem heutigen Polen. Um zu einem Beweis zu kommen suchte der Ehemann unter dem Vorwand der Ahnenforschung Kontakt zu der Familie in Polen zu bekommen, was damals zu Zeiten des kalten Krieges nur schwer möglich war. Es gelang ihm eingeladen zu werden und es gelang ihm ein Photo des Urgroßvaters zurückzubringen. Es war genau dieses markante Gesicht mit dem schmalem Kinn, birnenförmigen Kopf und den großen Ohren. Ich sehe das Bild immer noch lebhaft vor mir.
– Seit dieser Zeit war es für mich eine Gewissheit, dass es eine jenseitige Welt gibt in die wir nach dem Tode gehen werden. Damals wurden auch die Nahtoderfahrungen bekannter und so wurde des Jenseits für mich eine immer plastischere Realität
Nun lebte ich aber in einer vom naturwissenschaftlichen Weltbild geprägten Welt, in der es unmöglich ist, dass das individuelle Bewusstsein den Tod überdauert. Später heiratete ich in ein christliche Familie und bemühte mich auch dieses Weltbild aufzunehmen. So lebte ich in dem unbefriedigenden Zustand mit drei Weltbildern die nur recht lose miteinander verbunden waren.
Von Origenes hatte ich zwar früher immer wieder etwas gelesen aber näher mit ihm beschäftigt hatte ich mich nicht, bis wir eines Tages von meinem verstorbenen Schwager, der Theologieprofessor war, seine umfangreiche Privatbibliothek erbten. Beim Schleppen eines Kartons fiel mein Blick auf ein Buch: „Origenes, de principii“. Ich legte es mir zur Seite und beim späteren Lesen erahnte ich wie darin ein so großes Weltbild vorgestellt wird, dass dies in der Lage ist, die drei in mir, bisher unverbundenen Weltbilder zu vereinen.
Literaturquellen
Werner Heisenberg, Der Teil und das Ganze, Piper 1981
Görgemanns/Karpp : Origenes Vier Bücher von den Prinzipien, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1976
Video2
Thesen zur Hölle. Gibt es eine Hölle – und wenn ja – warum?
Franz Dschulnigg, YouTube Kanal „Empirische Jenseitsforschung“
Video3
Origenes‘ Bibliotheks- und Lehrinstitut in Caesarea
Dr. Balbina Bäbler, Archäologin
Vortrag vom 30.11.2016 Universitätsbibliothek Göttingen
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Origenes – Portraits des Glaubens
Prof. Dr. Gregor Emmenegger stellt einen seiner liebsten Theologen und Kirchenvater vor.
Gregor Emmenegger ist Titularprofessor und unterrichtet als Lehr- und Forschungsrat Patristik, Dogmengeschichte und alte Kirchengeschichte an der Universität Fribourg.